Jubelkonfirmationen in Fellingshausen
Kategorie: Startseite, Bieber, Fellingshausen, Senioren
Bildrechte: VM
Die beiden Fellingshäuser saßen vorne in der ersten Bank, umrahmt von Jubelkonfirmanden, deren Konfirmation vor 60 und 50 Jahren – auch in der evangelischen Kirche Fellingshausen – stattfand.
Die 1931 geborenen Senioren feierten gemeinsam mit allen das Fest der Eichen-Konfirmation. Ein seltenes Jubiläum und hier der Vergleich mit der Eiche als Symbol für einen alten Baum, der fest in der Erde verwurzelt und vom weitem Himmel überspannt unter dem Segen Gottes, der ihnen erneut durch Pfarrer Daniel Schweizer zugesprochen wurde, durchaus angebracht.
Am 2. April 1945, es war der Ostermontag, wurden die beiden – und ihre inzwischen verstorbenen Mitkonfirmanden – von Pfarrer Schmidt aus Gießen konfirmiert. Der Ortspfarrer, Hermann Trautwein, war im Krieg, bzw. zum besagten Zeitpunkt der Konfirmation bereits in amerikanischer Gefangenschaft. Ein weiteres Stichwort für die Erinnerungen, denn drei Tage vor der Konfirmation hatten die Amerikaner am Karfreitag Fellingshausen besetzt und Häuser beschlagnahmt – der Krieg verloren, aber noch nicht beendet. Beim Verlassen der Kirche bot sich den Konfirmanden das Bild der alliierten US-Soldaten vor der Kirche mit Gewehren im Anschlag. „Wir wurden aufgefordert, sofort auseinander- und nachhause zu gehen. Es herrschte Versammlungsverbot“, so Erich Mattern. Der amerikanische Ortskommandant hatte verfügt, dass nicht, wie sonst üblich, die Konfirmanden von der Schule aus zur Kirche ziehen durften. Einziges Zugeständnis war das Treffen im Hof von Kirchendiener Ludwig Gerlach, der unmittelbar neben der Kirche wohnte. Den Anzug hatte der Konfirmand geliehen. Die Mädchen trugen alle schwarze Kleider, wusste Elfriede Ruppert zu berichten und sprach von ihrer Tante, die ihr ein Kleid aus Stoffresten genäht hatte. Da gab es noch eine weitere Tante, die beim Roten Kreuz war und ihr graue Strümpfe besorgt hatte, wie sie die Krankenschwestern trugen. Der Vater hatte ihr noch schwarze Schuhe besorgen können.
An den Gießener Pfarrer erinnern sich beide noch, weil der so streng und verbittert schien. Erst später erfuhr man, dass seine beiden Söhne im Krieg gefallen waren, wenige Tage vor seinen Gottesdienst in Fellingshausen seine Frau verstorben war und er die schlimme Bombennacht in Gießen miterleben musste.
„Noch während der Konfirmation kam ein Nachbar in die Kirche geeilt und wollte meinen Vater holen, weil die Amerikaner, die zuvor unser Haus wieder verlassen hatten, nun doch zurückgekommen waren“, hatte die fast 94jährige Jubiläumskonfirmandin vor der Jubelkonfirmation Pfarrer Daniel Schweizer berichtet und nachdenklich angemerkt, „wer konnte bei all dem Durcheinander damals Konfirmation feiern“.
Ebenfalls 1931 geboren aber mit einem anderen Schicksalshintergrund, ist Agnes Kienholz, geb. Kraus. Sie nahm an der Jubelkonfirmation teil. 1946 kam sie mit weiteren 300 Vertriebenen aus dem Sudetenland, Kreis Falkenau, nach Fellingshausen. Eine Großfamilie, mit weiteren 10 Geschwistern, die alle gezwungen waren, hier den Neuanfang zu machen. Die Wirren des Krieges, besonders in seinen letzten Wochen in der alten Heimat, so erinnert sie sich, führten bereits zu schlimmen Lebensumständen für die deutsche Bevölkerung. „Wir mussten alle Armbinden als Kennzeichnung tragen“. Schule gab es keine mehr und somit auch keinen Religions- geschweige Konfirmationsunterricht“. Die Familie Kraus war – nicht wie meisten Heimatvertriebenen katholischen - sondern gehört dem evangelischen Glauben an.
Pfarrer Daniel Schweizer ließ die Gottesdienstbesucher teilhaben an all jene Erinnerungen der Jubiläumskonfirmanden und was sie erlebt hatten 1975, 1965 und eben 1945. Tage zuvor hatte er in Gesprächen mit ihnen, all diese Dinge erfahren dürfen.
Die Jubelkonfirmanden erhielten nach ihrer Einsegnung Urkunden mit einem Vers aus dem Hebräerbrief, Kapitel 10, „Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn Gott ist treu, der sie verheißen hat.“
Es sei der Aufruf an die Christen, am Glauben festzuhalten. Diese Hoffnung sei eng verknüpft mit dem Leidensweg, Tod und der Auferstehung Jesu, so der Pfarrer in seiner Predigt und mit Blick auf das Osterfest. Gemeinsam wurde das Abendmahl gefeiert.
Diamantene Konfirmation feierten Inge Crombach, geb. Schmidt, Heidi Valentin, geb. Kienholz, Ingrid Schaub, geb. Wagner, Waltraud Bender, geb. Schmidt, Klaus Wagner und Gerd Koch. Mit dabei auch Manfred Peller,der katholische Alterskamerad.
Goldene Konfirmation feierten Friedhelm Kienholz, Monika Ruppert, geb. Altmann, Marion Bronder, geb. Haus, Annerose Lorek, geb. Römer, Brigitte Strakeljahn, Petra Krauskopf, geb. Böhm, Heike Stamm, geb. Galinski, Ingo Steinmüller, Volker Koch und Ann-Kathrin Reul-Schulz, geb. Reul.
Auch die Goldkonfirmanden aus Bieber nahmen an der Jubelkonfirmation teil, da sie seinerzeit gemeinsam mit den Fellingshäusern den Konfirmandenunterricht besuchten. Es waren dies Thomas Zeddies, Kornelia Wack-Wattenbach, geb. Wack, Harald Weil, Marion Späth, geb. Weber, Petra Michel, geb. Dönges und Achim Hasselbach.
Im Fürbittgebet wurde der verstorbenen Mitkonfirmanden gedacht und der Pfarrer nannte ihre Namen. An der Orgel begleitete Bernd Wießner den Gesang der Festgemeinde.