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Kirche Vetzberg

Hartmann

Geschichte der Kirche Vetzberg

(Auszug aus dem Buch ‚Vetzberg im Wandel der Zeit’)

Pläne für den Bau einer Kirche in Vetzberg gab es bereits 1964. Zunächst war ein Kapellenbau in Verbindung mit einer Leichenhalle auf dem neu anzulegenden Friedhof im Gespräch. Bei einer Ortsbegehung wurde jedoch das Wiesen- und Obstgrundstück gegenüber dem geplanten Friedhof als der bessere und schönere Standort bevorzugt.

Noch im Dezember wurde das Grundstück durch die Kirchengemeinde angekauft, und im August 1965 lagen die Baupläne mit einer Kostenschätzung von 288.000 DM vor.

Der Kapellenbau wurde in die Dringlichkeitsliste für Neubaumaßnahmen in der Propstei Nordnassau aufgenommen. Bis 1982 tat sich allerdings gar nichts. Eine veränderte Neubaufinanzierungsverordnung hatte schließlich zur Folge, dass alle Neubaumaßnahmen erneut beantragt werden mussten. Der synodale Bauausschuss sah sich nun außerstande, einer Finanzierung des Vorhabens zuzustimmen, da ausreichend Räumlichkeiten vorhanden wären. Gemeint war wohl das Gemeindehaus in Rodheim. Es war nicht verstanden worden, dass es um einen sakralen Raum in Vetzberg ging. So legte der Kirchenvorstand zweimal Einspruch gegen den Bescheid ein.

Der Fall wurde schließlich der Kirchenleitung vorgelegt, welche im Februar 1985 entschied, dass doch eine Finanzierung erfolgen könnte. Beeinflusst wurde diese Entscheidung wohl durch den Umstand, dass unsere Landeskirche in Zusammenarbeit mit der Bartning-Stiftung der TH Darmstadt einen Ideenwettbewerb für Architekturstudenten ausgeschrieben hatte. Dabei ging es um die Entwicklung eines Gemeindehauses an drei verschiedenen Standorten. Einer dieser Standorte sollte Vetzberg sein.

Inzwischen war in Vetzberg der neue Friedhof angelegt und die Leichenhalle durch einen überdachten Vorraum erweitert worden. Der angedachte Standort war nicht mehr zwingend. Helmut Bechlinger, damals Bürgermeister und Kirchenvorsteher, machte den Vorschlag, das Gelände des alten Friedhofs für den Bau vorzusehen. In einem Tausch- und Kaufverfahren konnte das Grundstück (1575 m2) im Oktober 1987 von der Gemeinde Biebertal erworben werden.

Die damaligen Studenten Rolf Hempelt und Manfred Bernhardt hatten den Ideenwettbewerb in Darmstadt gewonnen, und die Bevölkerung wurde zur Beurteilung der Pläne und Modelle in die Mehrzweckhalle eingeladen. Aber bis zur Verwirklichung musste zuerst der finanzielle Eigenanteil der Kirchengemeinde angespart werden. Hierbei halfen zahlreiche Spenden und Kollekten sowie der Erlös von zwei Dorffesten, die die Kirchengemeinde zusammen mit allen Vetzberger Vereinen auf dem Burgplateau durchführte.

[….] Am 21. Oktober 1990 erfolgte mit dem ersten Spatenstich der Baubeginn. Das [….] Mehr als vierzig Helfer mit jeweils bis zu achtzig Stunden Einsatz führten Fliesen- und Malerarbeiten sowie die Herrichtung des Außengeländes aus. Insgesamt wurden nahezu eine Millionen DM, einschließlich der Ausgaben für Orgel, Bestuhlung, Küche, künstlerische Farbverglasung und Möblierung, investiert. […..].

Am 30. August 1992 wurde in einem feierlichen Gottesdienst die neue Vetzberger Kirche ihrer Bestimmung übergeben. Im Anschluss fand auf dem Burgplatz ein fröhliches Dorf- und Gemeindefest statt. Das Gebäude der Vetzberger Kirche Das Gebäude mit einer Nutzfläche von 195 m2 und einem umbauten Raum von 1.100 m3 gliedert sich in einen eingeschossigen und einen zweigeschossigen Teil. Der Versammlungs- bzw. Kirchenraum erstreckt sich über beide Geschosse. Damit erhält er trotz der geringen Grundfläche eine gewisse Größe und sakrale Ausstrahlung. Der Jugendraum und die Nebenräume befinden sich in dem zweigeschossigen Teil. Dieser Teil des Hauses ist unterkellert. Vom Grundstück aus öffnet sich ein herrlicher Blick ins Biebertal und seine Hügelketten. Somit war das Einbeziehen des Außenraumes sehr naheliegend.

Die Kirchengemeinde hatte von Beginn an großen Wert auf die gottesdienstliche Nutzung gelegt. Der Versammlungsraum lässt sich zur Talseite hin um eine Terrassenfläche erweitern, der Jugendraum durch einen Balkon oder Freisitz. Über die beiden seitlichen Glasbzung gelegt. Dies spiegelt sich in der Ausprägung eines Altarbereiches wider, dem durch eine gekrümmte Apsiswand, unterstützt durch eine darüber liegende Farbverglasung, eine feierliche Prägung gegeben wird. Manchem Besucher mögen das Gebäude und seine sichtbare Stahlkonstruktion in seiner von außen nüchternen Form zunächst sehr profan vorkommen und eher an eine moderne Scheune erinnern als an einen kirchlichen Bau. Ähnlichkeiten zu einem Getreidesilo werden vielleicht beim Anblick der blechverkleideten Apsis entdeckt.Diese Assoziationen sind nicht ganz unbeabsichtigt. Das Gebäude soll sich nicht als edler Prunkbau darbieten, sondern ein bescheidener überdachter Ort für ein vielfältiges, lebendiges Gemeindeleben sein. Unerwähnt bleiben soll nicht, dass diese Gottesdienststätte in Architektenkreisen oft bewundert wird. Wegen seiner besonders gut gelungenen Architektur wurde sie ausgezeichnet und mehrfach in Fachzeitschriften beschrieben. Auch auswärtige Gemeindegruppen, die die Kirche wegen eigener Bauabsichten begutachten, zeigen spontane Begeisterung. 

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